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Werner Hauenstein
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Der Gedanke, sich einen Naturgarten anzulegen oder den bestehenden Garten in ein Naturparadies umzuwandeln, stösst noch immer bei vielen Leuten auf Unverständnis. Für sie bedeutet das Wort "Naturgarten" Chaos, Unkraut, Unordnung und Ungepflegtheit. Unsere heutigen Gärten präsentieren sich ja aufgeräumt, sauber geputzt und schädlingsfrei. Die in Reih' und Glied angeordneten Beete und Blumenrabatten wirken wie nebeneinanderliegende Teile einer Maschine.

Aber: Die "Maschine" Natur kann nur funktionieren, wenn alle ihre Teile zusammengebaut sind und sinnvoll ineinandergreifen. Das bedeutet: Unsere Gärten sind erst wirklich "in Ordnung", wenn die Natur darin funktionieren kann und die Kreisläufe geschlossen sind. Beim Anlegen oder Umgestalten eines Naturgartens sollten wir uns nie wie "Elefanten im Porzellanladen" benehmen. Auch dann nicht, wenn wir uns bewusst von der "Unordnung" herkömmlicher Gärten verabschieden und uns der wirklichen "Ordnung" zuwenden.

Ein Naturgarten muss schrittweise - im Einklang mit der Natur und ihren Jahreszeiten - geplant und realisiert werden. Dies gilt für den Naturgarten ebenso wie für den biologischen Gemüseanbau im Familiengarten.

Etwas Pflanzen- und Tierkunde ist nötig
Empfehlenswert sind die im Fachhandel erhältlichen Bestimmungsbücher. Naturgarten-Bücher sollte man mit etwas Skepsis geniessen. Jeder Garten ist nämlich eine Lebensgemeinschaft für sich. Die Bodenbeschaffenheit, die Meereshöhe, die Nord-, Ost-, Süd- oder Westlage, der umliegende Baumbestand und somit der Lichteinfall spielen eine wichtige Rolle. Auch die Nachbarschaft ist mit zu berücksichtigen, will man eine optimale Entwicklung des Naturgartens erreichen.

Es ist nämlich wichtig, ob Pflanzen und Tiere zu- oder abwandern können. Am Beispiel eines Biotops lässt sich das einfach veranschaulichen. Ein Biotop ist ja nicht einfach ein Weiher oder ein Feuchtstandort: Biotop heisst übersetzt Lebensraum! Pflanzen haben bekanntlich keine Füsse. Sie können sich "natürlich" nur durch den Wind oder Tiere verbreiten. Die Tiere eines Feuchtbiotops haben einen sogenannten Jahres-Lebensraum: Beim Grasfrosch und der Erdkröte kann dieser Umkreis um das Laichgewässer bis zu 2500 Meter betragen. Das Sommer- und Winterquartier wird zudem von der Deckung des Nahrungsangebotes bestimmt. Für den Naturgartenanleger heisst das, Rücksicht nehmen auf stark befahrene Strassen und auf Gift versprühende oder streuende Nachbarn.

Im Zweifelsfalle verzichtet man lieber auf einen Amphibienweiher und konzentriert sich auf den Lebensraum von Reptilien, Vögeln und Insekten. Auch so leistet man schon einen grossen Beitrag für bedrohte Tiere und Pflanzen. Die meisten Tiere, die in den letzten 20 Jahren aus unseren Gärten verdrängt wurden, sind mit wenig Platz zufrieden.

Lebensgemeinschaft fördern...
"Ich will wohnen, wo ich mich wohlfühle" gilt nicht nur für uns menschen sondern ebenso für unsere wildlebenden Pflanzen und Tiere. Im herkömmlichen Zier- und Blumengarten steht immer die Einzelpflanze im Vordergrund. Im Naturgarten versucht man die Lebensgemeinschaft von Pflanzen, Tieren und Menschen zu fördern, was man gesamtheitliches Gärtnern nennt.

Unter "Lebensgemeinschaft" versteht man im Naturgarten aber nicht unbedingt eine genau bestimmte wissenschaftliche Einheit, sondern eine an einem bestimmten Ort unter gewissen Bedingungen folgerichtige "Schicksalsgemeinschaft" von Pflanze, Tier und Mensch. Im Naturgarten unterteilt man zwar die einzelnen Standorte in Anlehnung an die Pflanzensoziologie in Wiese, Feucht-, Schlag-, Ruderal-, Segetal- und weitere Flächen. Danach kommt aber der Mensch mit seinen pflegerischen Massnahmen: er sät, pflanzt, jätet und bricht um. Er lebt, spielt und ruht in seinem Garten. Seine Beschäftigung und sein Umgang mit dem Garten werden zum entscheidenden Einflussfaktor. So entstehen dann auf kleinem Areal viele verschiedene Standorte mit so geringer Flächenausdehnung, dass keine streng abgegrenzten Lebensgemeinschaften möglich sind: Ruderalpflanzen wachsen dann auch am Heckenrand und Schlagvegetation in der Wiese. Die Standorte überschneiden sich also und sie wechseln schnell. Dies gibt letztlich dem Naturgarten seine typische Erscheinungsform.

Wir werden nur lieben, was wir begreifen.
Wir werden nur begreifen, was wir uns beigebracht haben!
Wir werden nur bewahren, was wir lieben.

Naturgärten sind nicht nur kleine "Gärtchen" im privaten Bereich, sie können auch als Umgebung von Schulen, Gemeindeanlagen oder Industriezonen interessante und ökologisch wertvolle Flächen darstellen

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